Laager Erinnerungen

Eine Zeitreise durch Laage

Willi Milhahn, ein Kämpfer, der sich voll dem Fußball verschrieben hatte

Obwohl einem Bericht zu Folge, Willi Milhahn bereits im Jahre 1920 mit 16 Jahren für den F.C. Corso Laage 07 die Fußballschuhe geschnürt haben soll, ist kaum etwas weiteres bekannt über seine eigenen Fußballaktivitäten auf dem Spielfeld. Auch auf Mannschaftsbilder der 1920er Jahre und in der schon oft zitierten Flohrstatistik gibt es keinerlei Hinweise für eine aktive Fußballzeit in den 1930er Jahren.
Erst beim Neuanfang nach 1945, ab der zweiten Hälfte der 1940er Jahre, übernahm Willi Milhahn erste Aufgaben bei der Organisation des Fußballsports in Laage.

Meine persönlichen Erinnerungen an Willi Milhahn beginnen mit vielen Erlebnissen in den „Laager Kammerlichtspielen“, so nannte man das damalige Kino in Laage. Der Inhaber/ Betreiber des Kinos war zu dieser Zeit, etwa noch bis in die Jahre 1950 bis 1954, Willi Milhahn. Auffallend war seine angewandte Methode zur Herstellung von Ruhe und Ordnung im Kinosaal, die aber leider nicht immer bei den Zuschauern ankam, bzw. einfach im Lärm unterging.

In diese Zeit fällt auch die erste persönliche Bekanntschaft mit Willi Milhahn, wie er zusammen mit Fritz Bartels, Hermann Wilken und Bruno Stutzke, oftmals bittend und bettelnd, das Eintrittsgeld auf dem Sportplatz kassierte.

Die Kassierer mussten zu dieser Zeit viel Geduld und Überredungskunst aufbringen, um den schon gering gehaltenen Eintrittspreis überhaupt kassieren zu können. Doch ihre persönliche Überzeugung, etwas Gutes für den Fußball zu tun, war nachhaltig und beispielgebend und sorgte bei den Spielern für Lob und Anerkennung.

Alle vier Ehrenamtler, dazu zählte ab 1948 auch Franz Awe, wurden so nach und nach zu Leitungsmitgliedern der Fußballabteilungen. Zunächst mit „Handschlag“ eingesetzt, später nach Statuten über Mitgliederversammlungen ordnungsgemäß gewählt.

So gelangte dann auch Willi Milhahn etwa im Jahre 1952 an die Spitze der Sektion Fußball der BSG Traktor Laage. Mit damals 48 Jahren wurde er Sektionsleiter. Über vier Wahlperioden übte er dann diese Funktion aus. Es war eine schwere Zeit durch die Willi Milhahn, genannt „Kino“, gehen musste. Es folgten in seiner Zeit viele Höhen und Tiefen im Laager Fußball. Die Passfälschung von Franz Awe war inzwischen längst vergessen und das Spielniveau der beiden Männermannschaften hatte sich inzwischen recht positiv entwickelt, das zeigte sich dann als die die I. Männermannschaft überlegen die Kreismeisterschaft und damit den Aufstieg in die Bezirksklasse erreichte. Nach vier weiteren Jahren in der Bezirksklasse schaffte sie dann im Spieljahr 1955/1956 den Aufstieg in die Bezirksliga.

Auch die II. Männermannschaft wurde Meister in der II. Kreisklasse und stieg auf in die I. Kreis-
klasse Güstrow.
Das war für die Laager Mannschaften, für deren Betreuer und für die gesamte Sektionsleitung mit Willi Milhahn an der Spitze, ein riesiger Erfolg.

Obwohl für die Spielzeit 1956/1957 ein bezahlter Fußballtrainer, der Sportfreund Luge, zur Verfügung stand, schaffte die Mannschaft den Verbleib in der Bezirksliga nicht. Nach Ablauf der Saison stieg die I. Männermannschaft wieder in die Bezirksklasse ab.
Trotz dieses sportlichen Misserfolgs, daran hatte Willi Milhahn sicherlich die geringste Schuld, schaffte die Sektion Fußball unter Leitung von Willi Milhahn im Jahre 1957 noch einen erfolgreichen Höhepunkt im Leben der Sektion. Im Herbst 1957 wurde der neue Sportplatz eingeweiht. Ein Sportplatz der zukünftig „Recknitz- Kampfbahn“ hieß.
Sein genereller nimmermüder Einsatz für den Fußball wurde mit den Ehrennadeln des DTSB und des DFV der DDR gewürdigt.
Nach dem Abstieg aus der Bezirksliga spielte die I. Männermannschaft noch weitere Jahre in der Bezirksklasse bis sie dann Ende der 1960er Jahre bis in die Kreisklasse abstürzte. In der Zeit von 1965 bis Ende der 1970er Jahre folgte dann eine Zeit der Höhen und Tiefen im Laager Fußball.

In einem Pressebericht hieß es dazu:
„1970 gab es bei Traktor Laage, im äußersten Zipfel des Bezirkes Schwerin gelegen, nur noch eine einzige Fußballmannschaft. Und die war drauf und dran sich aufzulösen“.

Eine für damalige Verhältnisse fatale Situation. Der Fußball lag quasi am Boden. Die Ursachen und Gründe sind in einem gesonderten Gliederungspunkt beschrieben.
Willi Milhahn und die danach zeitweilig fungierenden Sektionsleiter schafften es dennoch den Fußball am Leben zu erhalten, bis Klaus Dievenkorn 1971 die Leitung der Sektion übernahm.
Zu diesem Zeitpunkt war Willi Milhahn bereits fast 70 Jahre alt. Die weiteren 25 Jahre seines Lebens verbrachte er altersgemäß in etwas ruhigeren Bahnen, bis er am 29.11.1995 für immer die Augen schloss.

Im Nachruf der Fußballer hieß es:
„Willi Milhahn ist für immer von uns gegangen, aber vergessen werden wir ihn nicht. Sein Leben war durch den Fußballsport geprägt. In den Funktionen Kassierer, Sektionsleiter, Platz- und Zeugwart und zuletzt als Ehrenmitglied des Vorstandes verrichtete er eine hervorragende Arbeit. Wir werden unseren „Kino“ Milhahn stets in Erinnerung behalten und sein Andenken in Ehren bewahren“.

Quellen: Eigene Erinnerungen und aus Archivmaterial des Laager SV 03

Ernst-August Dahl

#laage #laagererinnerungen #fußball

Weiter Beitrag

© 2025 Laager Erinnerungen

Thema von Anders Norén