Laager Erinnerungen

Eine Zeitreise durch Laage

Das Bade- und Schwimmvergnügen (2. Teil)

Entwicklung des Schwimmsports in Laage

Bei der Betrachtung der Entwicklung des Schwimmsports in Laage muss ich mich fast ausschließlich auf mein Erinnerungsvermögen verlassen. Unterlagen zu diesem Thema sind fast nicht mehr vorhanden. Aus diesem Grund werde ich mich auch kaum auf die namentliche Erwähnung der Schwimmsportler beziehen. Ausnahme wird ein vorliegender Zeitungsartikel sein.

Obwohl baulich noch nicht ganz fertig, wurde im Sommer 1959 das neue Schwimmbad in der Bahnhofstraße eröffnet. Grund dieser vorzeitigen Eröffnung war der ungewöhnlich heiße Sommer in diesem Jahr. Mit dem neuen Schwimmbad (8 Bahnen je 50m Länge) konnte sich erstmals der Schwimmsport in Laage erfolgreich entwickeln. Zeitnah wurde die Sektion Schwimmen in der BSG Traktor Laage gegründet. Erster Sektionsleiter war Karl-Heinz Krey, Übungsleiter Hans-Jürgen Kammin.

Eine Voraussetzung für die Entwicklung des Schwimmsports in Laage, im Kreis Güstrow und auch im Bezirk Schwerin war zum einen das neue Schwimmbad und der Umstand, dass aus dem Milchzuckerwerk, erwärmtes Wasser in das Schwimmbecken geleitet wurde. Dieses ermöglichte eine frühe Trainings- und Wettkampftätigkeit. Gleichfalls konnte auch weit in den Herbst hinein bei angenehmen Wassertemperaturen trainiert werden. Der Sportfreund Krey war nicht allzu lange Sektionsleiter, denn kurzfristig übernahm H.-J. Kammim beide Funktionen. Als Schwimmmeister hatte er natürlich für die Gestaltung der Trainingseinheiten zeitlich eine gute Voraussetzung.

Mitte der 1960er Jahre übernahm der Sportfreund Peter Möller die Arbeit und Verantwortung in der Sektion Schwimmen. Anfang der 1970er Jahre wurde er Sektionsleiter der Sektion Schwimmen. Der Sportfreund H.-J. Kammin konzentrierte sich auf die Tätigkeit des Übungsleiters und war überwiegend für das Training verantwortlich. So wurde die praktische und theoretische Arbeit entsprechend aufgeteilt. Als Sektionsleiter war ich somit Mitglied im Vorstand der BSG Traktor Laage, war weiterhin Mitglied im Kreisfachausschuss Schwimmen und vertrat so die Interessen der Laager Schwimmer in der BSG und im Kreisverband.

Aber was wäre eine Sektion Schwimmsport ohne seine vielen und guten Schwimmer. Laage hatte in den Jahren nach 1959 äußerst günstige Voraussetzungen. Der Schwimmunterricht erfolgte teilweise privat beim Schwimmmeister H.-J. Kammin und den dort tätigen Rettungsschwimmern. Die Mehrheit der Kinder erhielten ihren Schwimmunterricht jedoch im Rahmen des Sportunterrichts der Schulen und im Schwimmlager während der Sommerferien. Dieses Schwimmlager wurde in den Jahren 1970 bis 1990 jährlich durchgeführt. Besondere Verdienste erwarben sich hier der Schwimmmeister H.-J. Kammin und der Sportlehrer Rolf Berndt. Während des Schwimmlagers wurden die Kinder und Jugendlichen ganztägig betreut. Hierzu gehörte auch ein Mittagessen, das im Internat am Markt und später im Speisegebäude am Sportplatz verabreicht wurde.

In diesen Jahren hatten wirklich alle Kinder die Möglichkeit das Schwimmen zu erlernen. Ein lustiger und beliebter Bestandteil des Schwimmlagers war das obligatorische Neptunfest. Es gab bei den Schwimmschülern und Gästen viel Spaß.

Ein Großereignis war jedes Jahr die Kreis Kinder- und Jugendspartakiade, die über 3 Tage in Laage durchgeführt wurde. Regelmäßig wurden auch die Kreismeisterschaften in Laage durchgeführt. Diese Wettkämpfe erforderten auch eine hohe Anzahl an Wettkampfrichtern. Hier gab es aber in all den Jahren keine größeren Probleme, denn viele aktive und vor allem auch nicht mehr aktive Sportfreunde waren bereit, die Ausbildung als Wettkampfrichter zu absolvieren und dann in Laage und auch außerhalb von Laage in dieser Funktion ehrenamtlich tätig zu sein.


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Die Laager Schwimmer waren im Kreis Güstrow, im Bezirk Schwerin und darüber hinaus sehr erfolgreich. Aus einem Zeitungsartikel Mitte der 1960er Jahre möchte ich einige Passagen nennen:

Herausragende Ergebnisse: Bezirksrekorde über 50m Freistil Mädchen B durch Astrid Jörn in 37,4 Sekunden und über 100m Freistil Knaben A durch Hans -Jürgen Sill in 1:16,0 Min. Beide kommen aus Laage.

Die Kamera war dabei als Klaus Wittenburg, Vorsitzender des Kreisfachausschusses Schwimmen, Hans-Jürgen Sill, Angela Zigler, Astrid Jörn sowie Bärbel Salow die Delegiertenscheine für die Schwimmschule Magdeburg überreichte. Auf diese 4 Laager Schwimmer fiel die Wahl, die der Bezirksfachausschuss als die besten Schwimmer des Jahres für einen Qualifizierungs- lehrgang in die Elbestadt aussuchte.

Bravo! Hans-Jürgen Sill (Er wird unseren Bezirk in Magdeburg vertreten). Im Wettkampf 100m Brustschwimmen Knaben A waren die letzten 20m zurückzulegen. Mit deutlichem Abstand führte Hans-Jürgen Sill aus Laage das Feld an. Alle Augen ruhten auf diesem elegant und zügig schwimmenden Jungen. Ruhig war es im Schwimmstadion in Perleberg, dem Austragungsort der Schwimmwettkämpfe zur I. Kinder- und Jugendspartakiade des Bezirkes, geworden. 1:33,0 registrierten die Uhren der Zeitnehmer und damit stand fest, dass Hans- Jürgen Sill als einziger Schwimmer des Bezirkes die Norm für die VI. Zentrale Pionierspartakiade in Magdeburg geschafft hatte.
Er selbst sagt dazu:
„Waren meine zwei Jahre Training doch der richtige Beginn. In Zukunft werde ich die Übungsstunden noch mehr nutzen. In Magdeburg werde ich alles dransetzen, den Bezirk Schwerin würdig zu vertreten.“
Wir haben festes Vertrauen zu dir, freuen uns von Herzen über deine Teilnahme am Endausscheid. Herzlichen Glückwunsch dir und Schwimmmeister Hans- Jürgen Kammin, das ist die Meinung der gesamten Laager Schwimmgemeinde.


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Im besagten Zeitungsartikel heißt es weiter:

In den letzten Monaten wurde in der Sektion Schwimmsport in echter Gemeinschaftsarbeit mit dem Armeesportklub Rostock (ASK) beachtliches geleistet. Das zeigen die guten Erfolge von Hans-Jürgen Sill (ebenfalls Sieger über 100m Freistil), Astrid Jörn (Siegerin über 50m Rücken- und 100m Brustschwimmen), Günther Pulkowski (2. Platz über 400m Freistil) und Joachim Schwanke (4. Platz über 100m Freistil). Hinter diesen vorderen Plätzen steckt angestrengte Arbeit. Astrid, Hans-Jürgen und allen Schwimmsportlern aus Laage wünschen wir Freude und große sportliche Erfolge.

Neben dem Schwimmsport wurde in Laage auch Wasserball gespielt. Die Jugend war hier sehr erfolgreich. Insgesamt waren die Aktivitäten auf Grund der wenigen Mannschaften im Bezirk eher gering. Einen Partner für Freundschaftsspiele fanden wir im benachbarten Schwaan. Auch im Winter fand der Trainingsbetrieb statt. In geringem Umfang konnten wir die Neptunschwimmhalle in Rostock nutzen. Überwiegend fand das Training aber in der Sporthalle statt. Anfangs im Saal der Gaststätte Freimuth, später in der Sporthalle am Sportplatz.

Erwähnen möchte ich noch die Teilnahme bei den Fußballturnieren der Betriebsmannschaften der Stadt bzw. im Rahmen der Veranstaltungen des Gemeindeverbandes. Hier konnte die Mannschaft der Sektion Schwimmen einige Erfolge aufweisen.

Nach der Wende im Jahre 1989 war es mit dem Schwimmsport leider zu Ende. Eine Ursache war sicherlich die Schließung des Schwimmbades. Aber auf Grund der Entwicklung am Arbeitsmarkt verlagerten sich die Arbeitsplätze gewaltig. Sportler und Funktionäre waren nicht mehr vor Ort. Schade um den Schwimmsport, aber diese Entwicklung ließ sich nicht aufhalten.

Schwimmsport, so wie wir ihn in den Jahren 1959 bis 1990 im ehemaligen Bezirk Schwerin erlebt haben, ist mir im jetzigen Mecklenburg–Vorpommern so nicht bekannt. Auch die Schwimmausbildung hat sich in den letzten Jahren erheblich verschlechtert. Die Rahmenbedingungen sind schlechter geworden. Schwimmhallen und – (Sport-) Bäder werden immer weniger. Es ist, wie so üblich, den Finanzen unterworfen. Die Anzahl der Nichtschwimmer erhöht sich ständig. Schade.


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Quellen

Eigene Erinnerungen und im Anhang enthaltene Bilder

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